Es gibt keine Maikäfer mehr Reinhard Mey C G7 Am D7 G Wenn ich vor dem neuen Parkhaus stehe, denk' ich manchmal dran, C F Dm G wie das früher hier mal aussah, eh' der große Bau begann: C G7 Am D7 G Da, gleich an der Einfahrt, an der Kasse, da war Schlüters Haus, C F Dm G und gleich dort, neben der Schranke, da wohnte die alte Kraus. Em A7 Bei der stieg ich regelmäßig jedes Frühjahr über'n Zaun, Dm G und genauso regelmäßig wurde ich dafür verhaun. In den Garten wagten sich die Nachbarskinder nicht und so gab's darin zur Maikäferzeit viel mehr als sonst anderswo. Ich seh' mich noch heute loszieh'n, mit dem großen Schukarton, mit den Luftlöchern im Deckel zu mancher Expedition; und ich rüttelte an Bäumen, und ich wühlte auch im Moos, die Erfolge waren prächtig, und mein Trickreichtum war groß. Em Am Würd ich heut noch einmal loszieh'n, Em A7 blieb mein Schuhkarton wohl leer; Dm G7 Em Am selbst ein guter Käferjäger brächte keinen Schornsteinfeger Dm G7 C C7 keinen Müller, erst recht keinen Kaiser her: F G7 Em F G7 C Es gibt keine Maikäfer mehr, es gibt keine Maikäfer mehr. Hin und wieder sah der alte Schlüter meine Beute an. Er war Maikäferexperte und erinnerte sich dran, daß die Käfer damals seine Plage war'n, daß sogar dem, der die meisten einfing, eine Prämie sicher war, daß die Kinder schulfrei kriegten für den Maienkäferfang, und er sagte, daß ihm damals mancher schöne Coup gelang. Und die Zahlen, die er nannte, die beeindruckten mich tief, so daß ich mit meiner Beite fast beschämt nach Hause lief. Wenn ich heut' noch einmal halb soviel wie damals fangen könnt', würd' ich wohl zum König aller Maikäfersucher gekrönt. Nicht, daß ich vergessen hätte, wie und wo man welche fängt, oder aus dem Alter raus bin, wo es einen dazu drängt. Nein würd ich noch einmal loszieh'n, . . . Es gibt wichtigere Dinge, aber ich schreibe trotzdem auf ein Birkenblatt die Noten für ein Käferrequiem. Es gibt sicherein Problem, dessen Erforschung sich mehr lohnt, als, warum denn heut' im Parkhaus wohl kein Maikäfer mehr wohnt. Warum kriecht im Eichbaum, der davorsteht, keiner im Geäst? Wenn mir diese Frage einfach keine Ruhe läßt, dann vielleicht, weil ich von ihnen einst gelernt hab', wie summt, wie man kratzt und wie man krabbelt, wie man zählt und wie man brummt, wie man seine Fühler ausstreckt und natürlich weil ich find', daß sie irgendwie entfernte Namensvettern von mir sind. Vielleicht ängstigt mich ihr Fortgeh'n, denn vielleicht schließ ich daraus, vielleicht geh'n uns nur die Maikäfer ein kleines Stück voraus. Denn würd' ich noch einmal loszieh'n, . . .